Neulich bin ich gestorben.
Kein Witz, das bin ich wirklich.
Du glaubst es mir nicht?
Ich schwöre, es ist kein Scherz.
Drei Tage lang ging ich durch Trauer und Schmerz.
Nahm Abschied von allem, was mir wichtig war.
Dankte ihr, die mich gebar.
Gab Unmut zurück, wem ich noch grollte,
denen ich nie vergeben wollte.
Packte den Zorn in eine Schale aus Gold.
Ließ wirklich alles hinter mir.
So ward ich nackt und schritt zu dir.

 

Ich schaute dich an,
du bist mir nicht fremd.
Ein stiller Begleiter,
ständig präsent.
Schon immer warst du ein Teil von mir.
Verborgen, ein Schatten,
niemals getrennt.
Wir tauschten die Rollen,
ich fühlte wie du.
Hatte nicht das Verlangen
den Gegenüber zu holen,
folgte ihm ständig
auf leisen Sohlen,
hielt ihn immer fest im Blick.
Auch wenn er mich nicht sieht
oder manchmal vergisst,
bin ich zur Stelle,
blitzeschnelle,
wenn sein Moment gekommen ist.

 

Ich ging hinein in die Anderswelt.
So friedvoll der Friedhof,
ein anderes Feld.
Doch auch lebendig und voller Zeichen.
Glasklar die Erkenntnis,
es gibt kein Entweichen
dem Schicksal, das uns alle begleitet.
Nur unser Ego dieses abstreitet
und in unsere Keller sperrt.
Im Verborgenen,
im Dunkel es gärt,
Furcht wird genährt,
zur Panik vermehrt
bis unser Selbst ist aufgezehrt.
Die Anderswelt nahm mir die Angst,
ein neuer Blick wurde mir offenbart.
Auch ich werde von dieser Schönheit laben
dann bin ich allerdings, tot und begraben.

 

Meine letzten Worte
habe ich niedergeschrieben.
Nun ist alles geregelt,
für meine Lieben.
Das Leben, das ich lebte,
war erfüllt, so wie es war.
Es gibt nichts zu bereuen,
ein Anlass zum Freuen.
Mit dieser Gewissheit
kann ich jetzt gehen
und dem Ende entgegensehen.

Ich war tot, dahingeschieden,
ein weißes Laken bedeckt‘ mein Gesicht.
Ob ich noch atme?
Ich spürte es nicht.
Ich schwebte in einem endlosen Raum
Nicht wie im Traum,
es war alles real,
was ich jetzt fühlte.
Kosmische Unendlichkeit.
Universelle Geborgenheit.
Leise Gesänge,
Schatten und Lichter,
vertraute Gerüche,
viele Gesichter.
Als die Stimme mich rief
„Und nun kommt zurück“,
fiel es mir schwer ins Leben zu kehren.
Ich wollte endlos weiterzehren
an dieser Geborgenheit.
„Es ist an der Zeit“
rief die Stimme erneut.
Bin ich wirklich bereit?
Und während ich zwischen den Welten schwankte,
Urplötzlich – war er wieder da!
Mein wunder- wunderbarer Gedanke.
Jetzt fühlte ich mich
nicht mehr verloren,
und wurde schließlich
erneut geboren.

Zitat Tizio Tizani
„„Warum haben wir so eine Angst vor dem Sterben, wo es doch schon alle getan haben, vor uns.““